Ich bin ein Projekt: Ich stehe vor dem Spiegel. Atmen. Lieben. Die Welt. Mich selbst. Bewegen. Ich schaue in den Spiegel. Da bist du. Du schaust mich an. Du bist perfekt. Rundum perfekt. Muskeln, Titten, Arsch, Haut, Klamotten, Wohnung. Alles perfekt. Du bist eine Projektion: Ich atme für dich. Ich liebe für dich. Die Welt. Mich selbst. Ich bewege mich für dich. Durch Frankfurt. Gallus. Rödelheim. Westend. Nordend. Nordweststadt. Bahnhofsviertel. Sossenheim. Niederrad. Sachenhausen. In Jogginghose, Anzug, Schlaghose, bauchfrei, Second Hand, maßgeschneidert, Rokkoko. Und eins, und zwei, und drei, nur kurz noch irgendwas kaufen und irgendetwas wegwerfen, wir schaffen das, gleich kommt die Relaxing-Phase. Gleich trinke ich etwas für dich, gleich verschnaufe ich für dich, gleich projiziere ich etwas auf dich. Du, mein perfektes Spiegelbild. Du, meine Projektion. Ich, mein Projekt. Und das Beste daran: Nach der Relaxing-Phase geht alles schon wieder von vorne los. Und eins, zwei, drei!
In der Mixed-Media-Performance-Installation Ich – ein[e] Projekt[ion] tauchen wir mit Real-time-Motion-Tracking in eine virtuell gestaltete Welt ein, die sich ganz der äußerlichen Wirkung
verschrieben hat. In dieser Welt verlieren wir langsam den Bezug zu unseren Mitmenschen und unseren Wertvorstellungen: Hier vergessen wir nicht nur den Wert des Stoffes, den wir tragen oder
der Metallteilchen im Akku des Telefons, sondern auch, wie man anderen Menschen vorurteilsfrei begegnet. Gefangen in der Schnelllebigkeit von Social Media und Fast Fashion verstricken wir uns
tiefer und tiefer in Muster, die uns die Gesellschaft und sozialen Netzwerke aufzwängen und die unsere Erwartungen und Vorurteile prägen, wie eine Stadt mit ihren verschiedenen Bezirken,
deren unterschiedliche Architekturen uns gleich eines Filters vorspielen, wen wir glauben, durch ihre Straßen schlendern zu sehen. „Kleider machen Leute“, heißt es. „Straßen machen Städte“,
heißt es nicht. „Filter machen Ichs“, sagt Avathan selbstbewusst und schlendert weiter durch die Welt, die nur aus Spiegeln besteht.
Die Mixed-Media-Performance-Installation lädt das Publikum dazu ein, der Frage nachzugehen, wie sich Normvorstellungen, Vorurteile und Bewertungen gegenüber menschlichen Erscheinungsformen
verändern, wenn wir Körper, Raum und Material auf ungewohnte Weise miteinander verflechten. Zum Schauen, Hören und Selbstausprobieren.
Künstlerische Leitung & Produktionsleitung: Marijke Wehrmann
Regie & Dramaturgie: Hannah Schassner
Performance & Musik: Jonathan Lutz
3D-, Bühnen-, & Kostümdesign: Marijke Wehrmann
VR, IT & Animation: Henning Wehrmann
Licht & Technik: Linus Koenig
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main & KulturMut – Crowdfunding für Kultur Rhein-Main.